Kinder- und Jugendwerk Telgte

Elternarbeit / Beschwerde / Partizipation

Elternarbeit und Beschwerdemanagement

Dem Wohle der Kinder dient eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieherinnen. Wenn beide die jeweils andere Lebenswelt für das Kind anerkennen, können wir uns in der Zusammenarbeit ergänzen und wechselseitig bereichern. Nicht nur unsere Kinder sollen sich im Wiesenhaus wohlfühlen, sondern auch die gesamte Familie.               

Das Gespräch ist eine Voraussetzung der Elternarbeit. Dialogbereitschaft, Offenheit, Vertrauen und Achtsamkeit sind unverzichtbar. Eine Atmosphäre, die von Verständnis, Empathie und Respekt gekennzeichnet ist, trägt zu einem positiven Gesprächsverlauf bei. Wir tauschen mit den Eltern unsere Erziehungsvorstellungen aus, machen diese transparent und nehmen jeweils Anteil an der Sichtweise des Anderen. Um das Vertrauen in die Erzieherinnen und deren pädagogische Arbeit zu erweitern sind unsere Eltern herzlich zum Hospitieren in unsere Tageseinrichtung eingeladen. Gleichzeitig erhalten sie einen Einblick in die kindliche Erfahrungswelt. Nach Absprache besuchen uns Eltern, die mit den Kindern aktiv werden z.B. beim Backen, Vorlesen, Basteln o.ä. Auch bei gemeinsamen Treffen mit Eltern und Kindern erleben die Erwachsenen ihre Kleinen in einem anderen Kontext und erweitern dadurch ihre Einschätzung vom Kind.                                                             

Elternnachmittage bieten Möglichkeiten zum Austausch und werden besser besucht als Elternabende, da am Nachmittag parallel die Kinder betreut werden können. Im Jahresverlauf freuen wir uns auf einige Feste, die wir gemeinsam mit den Eltern und Kindern planen und vorbereiten. Bei allem Miteinander können sich natürlich auch verschiedene Sichtweisen oder Missverständnisse einschleichen. Sollte es sich dabei um gravierende Anliegen handeln, haben Eltern grundsätzlich ein Beschwerderecht. Beschwerden können in Form von Kritik, Verbesserungsvorschlägen, Anregungen oder Anfragen ausgedrückt werden. Aufgabe des Umgangs mit jeder Beschwerde ist es, die Belange ernst zu nehmen, ihnen nachzugehen und Lösungen zu finden, die alle mit-tragen können.

Unser Erzieherteam und unser Träger stehen Rückmeldungen der Eltern positiv gegenüber. Wir nehmen Beschwerden sachlich an und nicht persönlich. Die Eltern sind die Experten ihrer Kinder und damit für uns Erziehungspartner. Wir erkennen Kritik und Anregungen als hilfreich für eine positive Entwicklung der Kita an. Diese werden von uns sensibel, wertschätzend und wertfrei behandelt.

Eine Beschwerde sehen wir als Kommunikationsangebot, mit der Absicht unsere Arbeit in der Kita zu verbessern. Alle Familien unserer Einrichtung haben stets die Gelegenheit für ein Gespräch mit den Erzieherinnen oder mit der Leitung. Auch bietet sich die Möglichkeit, sich mit Anliegen an unseren Träger zu wenden.

Partizipation und Beschwerdeverfahren

Eine verantwortungsvolle Aufgabe für uns als Erzieherinnen im Alltag mit unseren Kindern besteht darin, sie mit Achtsamkeit und Aufmerksamkeit zu beobachten und zu erkennen, wenn sie etwas zu sagen haben und gehört werden möchten. Das sehen wir als Basis an für ein von Vertrauen geprägtem Beisammensein von Kindern und Erzieherinnen – eine Voraussetzung, Partizipation zu leben. Eine Atmosphäre, in der sich unsere Kinder wohlfühlen gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit, um den Alltag in unserer Einrichtung mitzugestalten und daran mitzuwirken. Zutrauen in sich selbst, um eigene Bedürfnisse und Interessen wahrzunehmen, diese zu äußern und auch mit denen weiterer Kinder und Erwachsenen abzustimmen, erleichtert ihnen das gemeinsame Erleben in der Gruppe. Die Kinder sollen spüren, dass ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche bei der Gestaltung des Kitaalltags wichtig sind. Durch ihren Einfluss auf Geschehnisse erfahren sie sich als wichtigen Teil der Gemeinschaft. So können z.B. Regeln das Zusammenspielen erleichtern.

Die Überlegungen unserer Kinder fließen ein, wenn es z.B. darum geht, ob und welche Regeln aufgestellt werden. Dabei machen sie auch die Erfahrung, dass Regeln veränderbar sind. Die Kinder treffen Entscheidungen bezüglich der Gestaltung ihrer Spielbereiche und bestimmen täglich einen Anteil des Tages ihr freies Spiel. Bei Angeboten und Projekten werden die Vorstellungen, Anregungen und Ideen der Kinder wertgeschätzt und eingebunden.

Ein Gefühl der Eigenverantwortlichkeit entwickelt sich, wenn sie erleben, welche Folgen oder Konsequenzen ihr Handeln haben kann. Die Kinder machen die Erfahrung, dass nicht immer die persönlichen Wünsche und Interessen verwirklicht werden können. Sie machen die Erfahrung, dass eigene Bedürfnisse mit den Bedürfnissen anderer in Einklang gebracht werden müssen. Das daraus resultierende Ergebnis kann bei den Kindern ein gutes Gefühl hinterlassen – nämlich die Entdeckung, dass in vielen Situationen Bedürfnisse von z.B. mehreren Kindern gesehen werden können, wenn jeder dazu beiträgt. Natürlich erleben die Kinder im Alltag auch Begebenheiten, die sich nicht so leicht lösen lassen. Wir regen die Kinder dann dazu an, ihre Beschwerden zu äußern. Dazu benötigen sie eine verlässliche Vertrauensbasis zu den Erzieherinnen, so dass sie ihre Beschwerde angstfrei äußern mögen und diese mit Wertschätzung und Respekt angenommen und bearbeitet wird.

Gleichzeitig müssen die Kinder im Alltag der Kita auch erleben, dass sie bei Unzufriedenheit auch über Ausdrucksformen wie Weinen, Zurückziehen und Aggressivität ernst – und wahrgenommen werden. Die Kinder sollen uns als positive Vorbilder im Umgang mit Beschwerden erleben, in dem wir auch eigenes (Fehl-) Verhalten, eigene Bedürfnisse reflektieren und mit den Kindern thematisieren. Ebenso wie die Kinder Gegebenheiten im Alltag mitbestimmen, können sie sich auch beschweren, wenn sie sich z.B. ungerecht behandelt fühlen, in Konfliktsituationen, über unangemessene Verhaltensweisen der Pädagogen oder über alle Belange, die ihren Alltag betreffen (Angebote, Essen, Regeln, etc.).

Kinder bringen ihre Beschwerden z.B. durch konkrete Missfallensäußerungen, durch Gefühle, Mimik, Gestik und Laute, durch ihr Verhalten wie Verweigerung, Anpassung, Vermeidung, Regelverletzungen oder Grenzüberschreitungen zum Ausdruck. Ihre Beschwerden können die Kinder z.B. bei der Erzieherin vorbringen oder bei Spielkameraden, Freunden, Eltern, bei den Küchenkräften, bei der Leiterin der Einrichtung usw.

Bei allem täglichen Mitwirken in den unterschiedlichsten Situationen und verschiedensten Gegebenheiten lernen die Kinder, sich sprachlich mit anderen Kindern oder Erzieherinnen auseinanderzusetzen, verantwortlich Entscheidungen zu treffen und Lösungsmöglichkeiten für Probleme zu finden.